Der Wecker klingelte wie immer um 6.00 Uhr. So schnell wie heute waren wir noch nie reisefertig gewesen. Wir waren froh von dem ungastlichen Ort wegzukommen. So wanderten wir im Dunkeln los. Im ersten Dorf nach 7 km wollten wir in einer Bar frühstücken. Es war jedoch ein Dorf ohne Bar. Also tranken wir Wasser und teilten uns ein Müsliriegel. Wir hatten am Dorfausgang Rast gemacht. Ein Kanadier und ein Holländer kamen hinzu und fragten, ob sie in unserem "Restaurant" speisen dürften. Auch sie hatten vergeblich nach einer Bar im Dort gesucht.
Die Hitze kam heute noch früher. Der Wanderweg immer noch eintönig. Links und rechts karge Felder, alles flach. Im nächsten Ort, der jedoch noch 12,5 km entfernt lag, gab´s dann eine Bar. Wir kamen dort gegen 11:00 Uhr an und bestellten uns Bocadillos und Cola. Nach der Pause liefen wir dann die restlichen 6 km nach Manzilla des las Mulas. Ein schöner Ort mit einer erheblich besseren Herberge als Tags zuvor.
Der Hospitalero, ein Deutscher (Lobo - der Wolf), erzählte uns, dass es mit den Touristen noch nie so schlimm war wie in diesem Jahr. Nur ca. 15 % der Leute in der Herberge seien Pilger. Er vermutet, dass sei noch sehr hochgegriffen. Unsere Beobachtungen waren also richtig gewesen. Viele Leute auf dem Weg sind mit Autos und Bussen unterwegs und benutzen die Herbergen als günstige Unterkunft. Hat das noch etwas mit Pilgern zu tun? "No Glory, no Pain" lautete doch auch unser Spruch auf dem Weg! Gehört nicht auch ein wenig Leiden dazu? Genug der Kritik, man darf auch nicht überheblich werden.
Nach einer Dusche wusch ich einige Sachen und hatte Glück noch einen Platz auf der Wäscheleine zu finden. Wo waren die Leute alle hergekommen, die vor uns ankamen? Sind die Massen alle um 3 Uhr aufgestanden? Wir haben diese Leute auf dem Weg nicht wandern gesehen! Ich wollte doch keine Kritik mehr, aber man überlegt sich doch, welch unterschiedliche Motivation die Menschen auf dem Camino haben könnten. Die Gedanken hier kreisen immer um das Thema Glauben, Kirche, Sinn dieser Wanderung und Sinn des Lebens. Bei einigen (besonders in großen Orten) scheinen die Gedanken aber auch nur um den nächsten sicheren Schlafplatz zu kreisen!
Wir erkundeten den Ort und tranken etwas in einem kleinen Restaurant. Später als wir im Hof der Herberge in unseren Büchern lasen, kam ein Gewitter auf. Nur die Windböen erreichten uns. Es wurde sogleich kühler. Am Abend mussten wir die warmen Jacken überziehen. Nach dem Essen fragte uns der deutsche Hospitalero wo wir gegessen hätten. Wir hatten es seiner Aussage nach richtig gemacht und im guten Restaurant gegessen?! Er gab uns noch einen Tipp für ein gutes Restaurant in Santiago de C.
Außerdem sollten wir die befreundeten Hospitaleros in Astorga, Rabanal und Villa Franco del Bierzo grüßen.. Von "Lobo dem Wolf ", dem Hospitalero aus Manzilla des las Mulas.
Ich vergaß zu erwähnen, dass Chris heute fast von einem herabstürzenden Dachziegel getroffen wurde, welcher sich beim Sturm vom benachbarten Restaurantdach gelöst hatte. Aber er hatte großes Glück: hätte er einen halben Meter anders gesessen, hätte es schlimm ausgehen können.
Wir schliefen diese Nacht endlich wieder gut.
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