16.09.2006 Triacastela - Sarria (Samstag)
Am frühen Morgen machen die Leute in unserem Zimmer einen Wahnsinnskrach. Die "Touristen" benötigten zum Packen jeder ca. 1 Stunde. Alle Türen wurden geöffnet, Licht angemacht und Plastiktüten in Plastiktüten eingewickelt. - Es ist wirklich war ! - So eine Horde und dann alle extrem chic gekleidet, die Frisuren wurden gestylt (auch bei den Männern), Sonnenbrillen im Haar usw. Als wir aufstanden waren endlich alle verschwunden. Nur ein deutsches Pärchen war noch da, die ebenfalls kopfschüttelnd dastanden und sich über diese Menschen wunderten. Wir ließen uns Zeit, da wir heute nur ca. 17 km bis Sarria zu laufen hatten. Nach dem Frühstück in Triacastela gingen wir bei herrlichem Wetter los. Es war zwar noch kühl, aber wir hatten eine tolle Sicht und es war ein schöner Weg. Wir begegneten neuen Leuten aus Deutschland, die wir auch später in der Herberge wieder trafen. Die beiden jungen Studenten waren erst in Ponferrada losgegangen und als Christian erzählte von wo wir gestartet waren, waren sie beeindruckt. Wir erreichten die Herberge frühzeitig, diese war noch geschlossen. Einige Pilger warteten schon vor der Tür. Nach dem Öffnen füllte sich die Herberge schnell und war bald ausgebucht. Wir wuschen eine Maschine Wäsche, gingen nach draußen, als genau in diesem Moment Helene um die Ecke bog. Sie hatte es geschafft uns wieder einzuholen und war total glücklich uns zu sehen. Wir besorgten ihr im nahen Restaurant (Bar) ein Zimmer für 8,-- € die Nacht. Da sie sich erst einmal frisch machen und etwas ausruhen wollte, verabredeten wir uns mit ihr zum Abendessen. Wir zogen schon mal los und erkundeten die Stadt. Das Internet-Café´ war noch da und wir nutzten es, um wieder Kontakt mit der Heimat aufzunehmen. Nach dem kleinen Stadtrundgang kamen wir zur Herberge zurück und trafen dort Helene wieder. Zu dritt beschlossen wir beim Italiener Pizza zu essen. Wir brauchten mal etwas anderes als immer Menü. Da Chris und ich beim Stadtrundgang im Park eine Bühne gesehen hatten und wir gehört hatten, dass es am Abend ein Konzert geben soll, zogen wir anschließend in Richtung Park los. Wir kauften noch Wasser und Wein und schauten in der Herberge vorbei um einen Korkenzieher mitzunehmen. Bis ca. 23:00 Uhr konnten wir wegbleiben, dann wird die Außentür unserer "Alberge" abgeschlossen. Am Park angekommen fragte ich die beschäftigt herumwerkelnden Lichttechniker wann denn das Konzert beginnt. Sie konnten englisch und sagten, dass es um 22:00 Uhr anfängt. So suchten wir uns gute Plätze im Freilichtpark, setzten uns und tranken unseren Rioja-Wein. Es war nicht so kalt wie an den letzten Abenden und trocken blieb es auch. Wir erlebten einen schönen Abend mit spanischer Musik. Kurz vor 23.00 Uhr waren wir in der Herberge zurück.
17.09.2006 Sarria - Portomarin (Sonntag)
Um 8.00 Uhr waren Chris und ich aufgestanden . Es regnete. Die öffentliche Herberge war viel angenehmer als die tolle private Herberge. Es waren wieder "normale" Leute um uns! Leider hatten wir durch das schlechte Wetter nicht die richtige Motivation zu starten. In der erstbesten Bar hielten wir an, um ein Frühstück zu uns zu nehmen. Dann überwanden wir uns und liefen im Regen los. Der Regen war jedoch nicht sehr stark und ließ im Laufe des Vormittags nach. Auch die Temperaturen waren wieder angenehmer, da wir ja auch nicht mehr oben in den Bergen waren. Plötzlich, als wir gerade 2 Pilger überholen wollten, stellten wir fest, dass wir William und Haley vor uns hatten, Die Begrüßung war sehr herzlich und wir liefen die nächste Stunde zusammen. Nach einer gemeinsamen Pause in einer Bar verabschiedeten wir uns wieder. Eine kurze Geschichte aus der Bar muss ich unbedingt erzählen: Eine ältere Pilgerin betrat die Bar. Sie hatte sich ihren Hut mit einigen Blumen und Gräsern vom Wegesrand geschmückt. Wir erspähten die Frau und aus Williams Mund sprudelte es zur Begrüßung laut - "oh, nice a walking garden" Die Frau war etwas irritiert, aber fand die Begrüßung schließlich doch lustig. Aus den weiteren Gesprächen hörten wir heraus, dass wir alle mit den selben Personen auf dem Weg Kontakt hatten, z.B. Bill aus Kanada und Jeff aus Belgien kannten auch William und Haley. Nun trafen wir Bertrand einen Franzosen, mit dem wir gestern Abend beim Konzert waren. Bertrand war den anderen ebenfalls schon bekannt. Bertrand hatte auf seinem Wanderstock einen Schafsschädel festgemacht. Jeder fragte ihn natürlich nach diesem Schädel. Er erzählte schließlich genervt eine Geschichte: Es handele sich um den Schädel seines Großvaters, welcher zu Lebzeiten gerne den Jakobsweg gelaufen wäre. Da er aber gestorben ist, ohne dies zu verwirklichen, hat Bertrand ihn nun mitgenommen nach Santiago. Eine makabere Geschichte. Leider wollten Haley und William, die sich hier auf dem Jakobsweg fanden, einige Kilometer mehr laufen als wir und nicht in Portomarin übernachten. Wir kamen kurz vor 13:00 Uhr an und entschieden uns spontan für eine der beiden privaten Herbergen. Dort waren wir die ersten Gäste, obwohl wir wirklich spät gestartet waren und unterwegs getrödelt hatten. Später erzählten uns einige Leute, dass die Herbergen des Ortes alle ausgebucht seien?? Es sollen mehrere Busse mit Pilgern vor der Stadt abgeladen worden sein. In den Herbergen wären für sie Plätze reserviert und Fußpilger trotz noch freier Betten abgewiesen worden. Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob diese Geschichte auch stimmt, aber nach unseren Erlebnissen glaube ich schon fast daran. Nach dem Duschen und einem Getränk in der Bar, die zur Herberge gehörte gingen wir durch den Ort. Dort war ein Supermarkt offen, so dass wir am Sonntag einkaufen konnten. Wir verspeisten unsere selbst gemachten Bocadillos auf dem Platz vor der Kirche. Schon erschien dort auch wieder Helene, die sich kurz zu uns gesellte. Auch Bill und Jeff waren dort. Wir trafen im Ort viele Bekannte. Am Abend aßen wir mit 2 Radfahrerinnen aus Deutschland (Rita und Dorothee), die Helene angeschleppt hatte. Es war kein sehr schöner Abend, da Doro etwas krank war und auch sonst nicht besonders gut drauf war. Auf der Terrasse saßen William mit Haley und Bertrand zusammen. Nachdem die Frauen gegangen waren, setzten wir uns bis zum Schließen der Bar auf die Terrasse zu Stefan aus München und Sabine aus Köln. Wir schluderten noch ein wenig über die Radfahrer und Softpilger und gingen dann ins Bett.
18.09.2006 Portomarin - Palas de Rei (Montag)
Wir wollten eigentlich in unserem Restaurant frühstücken, jedoch als wir nach Draußen kamen, war alles dunkel in der Bar. So liefen wir mal wieder ohne alles los. In der ersten offenen Bar am Wege tummelten sich wieder alle Pilger. Trotzdem machten wir Rast und bekamen etwas zu essen und unseren schon gewohnten Café con Leche. Der Morgen war nebelig und trüb. Erst gegen Mittag hob sich der Nebel und die Sonne vertrieb die restlichen Nebelschwaden. Der Weg war wunderschön und Christian und ich hatten deshalb vermutlich ein schwungvolles Tempo drauf, so dass es noch vor 13:00 Uhr war, als wir in Palas de Rei ankamen. Wir kamen in der privaten Herberge für je 9 € unter. Die Alberge hatte wie die Herberge am Tag zuvor auch eine Bar. Auf der Rückseite der Bar, zum Marktplatz hin, waren einige Tische und Stühle aufgebaut. Dort machten wir uns unsere Bocadillos zurecht für die wir schnell noch die nötigen Zutaten eingekauft hatten. Nach und nach fanden sich wieder alle Bekannten ein, Bertrand, die beiden jungen Studenten aus Leipzig, Conny eine junge Radfahrerin aus Österreich, Stefan, Sabine, William und Haley. Nachdem wir mit Helene zusammen in einem Restaurant zu Abend gegessen hatten, saßen wir alle zusammen vor der Herberge und genossen einen weiteren schönen Tagesabschluss.
|
19.09.2006 Palas de Rei - Ribadiso (Dienstag)
Heute bekamen wir gerade noch ein Frühstück in unserer Bar. Die junge Barfrau wollte die Türen gerade vor uns zuschließen. Sie ließ uns aber noch herein. Es gab ein Frühstück mit frisch gepressten Orangensaft, Kaffee und einem Nugathörnchen. Helene wollte heute wieder mit uns zusammen laufen, da ihr -so sagte sie- wenn sie alleine läuft, die Motivation fehlen würde. Wir 3 beschlossen unterwegs in Melide für ein leckeres Abendessen einzukaufen. Da es in Ribadiso keinen Supermarkt gibt, mussten wir auch Wein usw. einkaufen. Die Rucksäcke waren durch den Einkauf sehr schwer. Am Mittag kamen wir in Melide an und Christian wollte unbedingt in der Pulperia Pulpo essen. Also machten also in der ersten Pulperia Rast. Chris bestellte eine große Portion Pulpo. Ich probierte einige Stücke, jedoch werde ich bestimmt kein Fan davon. Helene verweigerte jegliche Proben. Als Chris bezahlte bekam er einen Schreck, da die Portion 16,50 € kostete. Nachdem wir unser Abendessen eingekauft hatten, ging es an die letzten 13 km nach Ribadiso. Es wurde ein schweres Stück Arbeit, denn die Strecke war sehr hügelig. Viele Steigungen mit Tüten in den Händen und den schweren Weinflaschen in den Rucksäcken. Am Morgen gab´s viel Nebel, der sich am Nachmittag auflöste. Die Sonne brannte tagsüber wieder heiß. Endlich kamen wir an der wunderschönen Herberge an. Eigentlich war der Weg durch die von Eukalyptuswäldern geprägte Landschaft sehr schön, jedoch wurden die Arme sehr lang. In der Herberge wusch ich meine Wäsche, duschte und schrieb Tagebuch. Schon war es Zeit um das Essen vorzubereiten. Ich machte mit Helene zusammen die Vorbereitungen für unseren Eintopf. Reis, Wurzeln, Mais, Paprika und Zuccini, Knoblauch Tomaten u.a. Da nur ein großer Topf vorhanden war, mussten wir unsere Trinkbecher zum Reiskochen benutzen. Es wurde ein großer und leckerer Eintopf. Mit Brot und Obstsalat zum Nachtisch wurde es ein schönes Essen. Chris und ich aßen mit Sabine, Stefan, Helene und Peter zusammen. Es war reichlich da, ein günstiges Essen. Für 3,-- € p.P. mit Wein und Brot. Da Sabine keinen richtigen Schlafplatz mehr bekommen hatte, baute ich für sie unser Zelt auf. Sie war total happy. Vor dem Zelt setzten wir uns auf unsere ISOmatten und tranken Wein und erzählten unsere Pilgererlebnisse. Zuerst wärmte die Sonne noch, doch später wurde es dann schnell kühl und feucht. Bertrand wollte die Nacht unter freiem Himmel schlafen und verschwand mit seinem Schlafsack auf der großen Wiese, die zu dem Bereich der Herberge gehörte. Auch einige Schafe grasten auf diesem Wiesenstück. Es war ein schöner sternenklarer Abend. Langsam krochen die Gedanken an die baldige Ankunft in Santiago in unsere Köpfe. Das heutige Essen war so etwas wie ein vorgezogenes Abschiedsessen!
20.09.2006 Ribadiso - Pedrouzo Arca (Mittwoch)
Zum Frühstück hatten wir noch genügend Brot, Butter, Käse und Schinken. Helene kochte Tee in dem großen Topf, da kein Kaffee da war. Wir waren die letzten, die aus der Herberge aufbrachen.Die ersten Pilger waren aus Angst, kein Bett mehr zu bekommen, schon um 6:00 Uhr gestartet und mussten ca. 2 Stunden im Dunkeln laufen. (es wurde nun mittlerweile erst gegen 8:00 Uhr hell!) Die Stimmung war schon merkwürdig, da uns bewusst war, dass heute der letzte "normale" Wandertag ist. Helene hatte sich uns wieder angeschlossen. In der ersten Bar gab es dann dann doch noch einen Kaffee. Zum Mittag machten wir Pause in einer Bar mit Musik und Zeltplanen vor dem Haus. Heute verlor ich den Objektivdeckel meiner Kamera. So´n Mist! Die Strecke war wieder wellig und führte durch Eukalyptusanlagen. Noch keine Spur von den verheerenden Waldbränden vor einigen Wochen zu sehen .Unser Ziel Arca de Petrouza erreichten wir um kurz nach 2:00 Uhr. Wir bekamen alle einen Platz. Auch Stefan und Sabine, die viel später ankamen, ergatterten noch ein Bett. Also überhaupt kein Grund für diese morgentliche Hektik der meisten Pilger. Jetzt sitze ich vor der Herberge, schreibe Tagebuch und warte, das mein Zelt, welches ich in die Sonne gelegt habe, trocknet. Chris und Helene sind schon vorausgegangen um etwas zu trinken. Ich rollte das trockene Zelt ein und ging anschließend duschen. Dann machte ich auch ich mich auf den Weg um noch einen Café zu trinken. In der ersten Bar traf ich alle wieder. Zum Abendessen trafen wir auf Bertrand, der zwei Italienerinnen, Nicole und Mario Carlo, im Schlepptau hatte. Mit Stefan, Sabine und Helene zusammen machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Da das Restaurant erst um 20:00 Uhr zum Abendessen öffnete, gingen wir noch Patcheran, einen spanischen Anisschnaps trinken. Es war wieder eine lustige Runde mit internationaler Zusammensetzung
|